Anämie durch kranke Nieren
Die Bildung und Reifung unserer roten Blutkörperchen ist ein hoch komplexes Zusammenspiel von vielen Faktoren. Erythropoetin, ein Hormon, das vor allem in der Niere gebildet wird, nimmt darin eine zentrale Stellung ein. Sind die Nieren krank, wird auch dieses Hormon nicht mehr in ausreichenden Mengen gebildet.Im Überblick
Die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff im Blut transportieren, sind die größten Zellen unseres Blutes. Damit sie im Knochenmark produziert werden und reifen können, wird das Hormon
Erythropoetin benötigt. Dies stellen die Nieren und zu einem kleinen Teil auch die Leber her. Wie viel von diesem
Hormon produziert wird, unterliegt einem – von außen betrachtet – sehr einfachen Mechanismus, der sich danach richtet, wie hoch der Sauerstoffgehalt im Blut ist: Ist er niedrig, wird mehr Erythropoetin gebildet und umgekehrt. Entsprechend wird zum Beispiel bei Wanderungen im Hochgebirge, wo die Luft dünn, also weniger sauerstoffreich, ist, mehr Erythropoetin produziert. Dadurch wird die Bildung roter Blutkörperchen im
Knochenmark angeregt und der Sauerstoffmangel in der eingeatmeten Luft ausgeglichen, weil mehr Sauerstoff transportiert werden kann.
Befinden sich die Nieren, zum Beispiel aufgrund von Infektionen, in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium – man spricht dann von chronischer
Niereninsuffizienz – wird auch zu wenig Erythropoetin gebildet, mit der Folge, dass es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen kommt. Häufig kommt auch noch begleitend ein Eisenmangel hinzu. Gemeinsam mit einer verkürzten Lebensdauer der
Erythrozyten führt dies zu Blutarmut, der sogenannten renalen Anämie.
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Symptome und Beschwerden
Augenfällig bei einigen Patienten mit chronischer
Niereninsuffizienz ist eine milchkaffeebraune Verfärbung der Haut (cafe-au-lait), zu der es durch Ablagerungen von gelben Harnfarbstoffen kommt. Die Anämie macht sich durch die typischen Anämie-Symptome bemerkbar: Die Patienten sind, vor allem, wenn die Blutarmut ausgeprägt ist, matt, geraten schon bei leichten körperlichen Anstrengungen außer Atem und fühlen häufig starkes Herzklopfen. Hinzu kommen Symptome, die auf das Konto der Niereninsuffizienz gehen: Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, hoher Blutdruck, sowie Wasseransammlungen in der Lunge (
Lungenödeme) und im Körpergewebe.
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Die Diagnose stellen
Bei einer chronischen
Niereninsuffizienz wird im Allgemeinen immer an die Möglichkeit einer Anämie gedacht. Um genauer zu differenzieren und die Schwere der Anämie besser beurteilen zu können, wird ein
Blutbild erstellt – typisch ist eine verminderte Zahl von roten Blutkörperchen und
Retikulozyten. Zusätzlich werden noch weitere Blutwerte bestimmt, die beispielsweise Aussagen über den Eisenhaushalt und die Nierenfunktion zulassen.
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Therapie
Während einerseits die Behandlung auf die Ausscheidung von überschüssiger Flüssigkeit und Giftstoffen abzielt – bei fortgeschrittener
Niereninsuffizienz ist das oft nur im Rahmen einer
Dialyse möglich –, muss andererseits die nierenbedingte Blutarmut angegangen werden. Hier ist die Strategie der Wahl, das fehlende Erythropoetin zu ersetzen. Entsprechende Präparate werden gentechnisch hergestellt (
EPO) und können unter die Haut oder in eine Vene gespritzt werden. Sowie mehr
Erythropoetin zur Verfügung steht, werden auch wieder vermehrt rote Blutkörperchen gebildet. Damit steigt auch der Bedarf an Eisen. EPO wird deswegen in der Regel mit der zusätzlichen Zufuhr von Eisen kombiniert, das meist direkt in eine Vene gespritzt wird.
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