Diabetische Polyneuropathie als Folge von Diabetes mellitus
Nervenschädigungen durch Diabetes mellitus bezeichnet man als diabetische Polyneuropathie. Sie kann das somatische und/oder das autonome Nervensystem betreffen. Warum es genau dazu kommt, ist noch unklar.Erkrankungen des Nervensystems sind bei Diabetes mellitus häufig – sowohl bei Diabetes Typ 1 als auch bei Diabetes Typ 2. Das Risiko dafür hängt von der Stoffwechsellage und der Dauer der Zuckerkrankheit ab – beispielsweise erkranken Menschen, die bereits zehn Jahre an Diabetes leiden, zu 50 Prozent an einer diabetischen Polyneuropathie.
Folgende Störungen können auftreten:Sensomotorische Störungen (periphere sensomotorische Polyneuropathie)
Sie sind die häufigsten diabetischen Nervenstörungen (80 Prozent) und machen sich vor allem an den Füßen und Unterschenkeln – meist beidseitig – durch folgende Symptome bemerkbar:
- vermindertes Vibrations- und Berührungsempfinden
- vermindertes Schmerz- und Temperaturempfinden
- Missempfindungen wie Kribbeln oder Ameisenlaufen
- Schmerzen oder Brennen (burning feet syndrom)
- verminderte Reflexe – zum Beispiel beim Achillessehnenreflex
- schlaffe Muskellähmungen
- Lähmungen von Gesichtsmuskeln
Diese Form der Nervenstörung spielt auch für die Entstehung des
diabetischen Fußsyndroms – auch „diabetischer Fuß“ genannt – eine wichtige Rolle.
Autonome diabetische Polyneuropathie
Die autonome diabetische Polyneuropathie betrifft das vegetative Nervensystem und äußert sich durch Störungen an verschiedenen Organen – unter anderem durch:
- stumme (schmerzlose) Herzinfarkte
- gestörte Regulation der Herzfrequenz und Herzrhythmusstörungen
- gestörte Regulation des Blutdrucks und der Durchblutung
- gestörte Schweißsekretion
- Bewegungs- und Funktionsstörungen von Magen, Darm und Speiseröhre
- beeinträchtigte Blasenentleerung, Inkontinenz
- sexuelle Störungen – zum Beispiel Impotenz
- gestörte Pupillenreflexe, Augenmuskellähmungen
Therapie der diabetischen Polyneuropathie
Wichtigste Therapiemaßnahme bei einer diabetischen Polyneuropathie ist stets eine optimale Einstellung des Diabetes mellitus. Dazu gehört die dauerhafte Einstellung der Blutzuckerwerte und das Erfassen und Ausschalten weiterer
Diabetes-Risikofaktoren.
Daneben werden verschiedene Medikamente eingesetzt, um die auftretenden Beschwerden der diabetischen Polyneuropathie zu behandeln – beispielsweise Schmerzmittel (allerdings nicht die traditionellen, oft freiverkäuflichen Antiphlogistika wie Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure), Antiarrhythmika, potenzsteigernde Mittel oder auch Antidepressiva (zum Beispiel Amitryptilin oder Duloxetin) und Antikonvulsiva (wie Gabapentin oder Pregabalin). Der Behandlungserfolg ist jedoch in vielen Fällen nicht sehr groß. Zudem haben diese Medikamente erhebliche Nebenwirkungen und dürfen bei Weitem nicht in jedem Fall angewendet werden.
Auch physikalische Maßnahmen wie Kälte- und Wärmeanwendungen kommen bei diabetischer Polyneuropathie zum Einsatz.
Medikamente wie Alpha-Liponsäure,
Vitamin B1 beziehungsweise Benfotamin oder Cannabisextrakte werden nach neueren Erkenntnissen in den Leitlinien zur Therapie der schmerzhaften diabetischen Polyneuropathie nicht empfohlen, da
bisher keine ausreichenden Beweise für ihre Wirksamkeit vorliegen.
Bitte beachten Sie: Um einer diabetischen Polyneuropathie vorzubeugen ist es wichtig, alle Untersuchungstermine wahrzunehmen, die Sie mit Ihrem Arzt im
Gesundheits-Pass Diabetes festgehalten haben.
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Autoren und Quellen
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Autor/in: vitanet.de; medizinische Qualitätssicherung: Cornelia Sauter, Ärztin
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Quellen: Bundesärztekammer / Kassenärztliche Bundesvereinigung / Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2014): Nationale VersorgungsLeitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes, Kurzfassung (http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-001gk_S3_Typ-2-Diabetes_Therapie_2014-11.pdf)
- Bundesärztekammer / Kassenärztliche Bundesvereinigung / Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2014): Nationale VersorgungsLeitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes, Leitlinien-Report (http://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/diabetes-mellitus/dm-therapie-vers3-llr.pdf)
- Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (https://www.dzd-ev.de)
- Diabetes Deutschland (http://www.diabetes-deutschland.de)
- Diabetes heute – ein Service des Deutschen Diabetes-Zentrums (http://www.diabetes-heute.de)
- Prof. Dr. Schwerbaum, Werner A. (2012): Therapie des Typ 1 Diabetes (http://www.uniklinik-duesseldorf.de/fileadmin/Datenpool/einrichtungen/klinik_fuer_endokrinologie_diabetologie_und_rheumatologie_id5/dateien/Vorlesung_Diabetes_1_22.5.2012.pdf)
- Bundesärztekammer / Kassenärztliche Vereinigung / Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2012): Nationale Versorgungsleitlinie Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter (http://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/diabetes-mellitus/dm-neuropathie-1aufl-vers3-kurz.pdf)
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Aktualisiert am: 25.10.2017
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